Je unabhängiger du von äußeren Einflüssen sein willst, desto wichtiger ist es, selber Bescheid zu wissen. Dieser Grundsatz gilt auch bei der Geburtsvorbereitung auf eine Alleingeburt. Sprich: Wenn du eine Alleingeburt möchtest, solltest du diese in jedem Fall gut vorbereiten.
In diesem Beitrag erfährst du, worauf du bei der Schwangerschaftsvorsorge, bei der praktischen Vorbereitung deiner Alleingeburt, der psychlogischen Herangehensweise sowie in Bezug auf medizinische und rechtliche Aspekte rund um die Alleingeburt achten solltest.
Außerdem gebe ich Tipps für Bücher zu Alleingeburten, Kurse über Alleingeburten und zeige dir, wo du Geschichten über Alleingeburten findest.
Schwangerschaftsvorsorge bei Alleingeburten
Wenn du dein Kind zu Hause auf die Welt bringen möchtest, solltest du bereits während der Schwangerschaft viel Wert auf Eigenverantwortlichkeit legen. Ob das bedeutet, dass du gar keine Vorsorge bei fachlichem Personal (also Hebammen oder Gynäkolog*innen) machen lässt, oder ob du bestimmte Untersuchungen durchführen musst, hängt von vielen Faktoren ab:
- Hast du bereits Erfahrungen mit Alleingeburten?
- Welche Vorerkrankungen hast du?
- Wie viel weißt du rund um Schwangerschaft und Geburt?
- Was sind deine Gründe für eine Alleingeburt?
- Welche organisatorischen Aspekte spielen eine Rolle?
- Hast du eine Hebamme oder eine*n Ärzt*in gefunden, bei der*dem du dich wohl fühlst?
Praktische Geburtsvorbereitung bei Alleingeburten
Geburtsbegleitung bei Alleingeburten
Es gibt zwei unterschiedliche Definitionen von Alleingeburten. Im wörtlichen Sinne bedeutet „Alleingeburt“, dass du alleine bist, während du dein Kind auf die Welt bringst. Allerdings verstehen viele Frauen den Begriff „Alleingeburt“ auch so, dass die Geburt in Abwesenheit von medizinischem Personal stattfindet. Übrigens ist für diese zweite Definition auch der Begriff Freie Geburt gebräuchlich – weil die Geburt eben frei von Bestimmungen von außen ist.
Insofern ist es nicht unbedingt ein Widerspruch, wenn du zu deiner Alleingeburt eine Geburtsbegleitung suchst. Für viele Frauen, die eine Alleingeburt anstreben, ist der*die Partner*in die logische Wahl. Allerdings ist dies nicht immer gewollt oder möglich. Denn auch ein*e Partner*in muss den Gedanken der Alleingeburt unterstützen, um eine gute Begleitung umsetzen zu können.
Manche Frauen entscheiden sich deshalb für die Begleitung durch eine Doula. Doulas gelten nicht als medizinische Unterstützung und dürfen auch keine medizinischen Entscheidungen treffen. Nicht alle Doulas begleiten Alleingeburten. Mehr zu dem Thema findest du in dem Artikel „Freie und zertifizierte Doulas“ auf Ich Gebäre.
Geburtsort und andere praktische Vorbereitungen zur Alleingeburt
In vielerlei Hinsicht unterscheidet sich die praktische Vorbereitung auf eine Alleingeburt nicht sonderlich von der praktischen Vorbereitung auf eine außerklinische Geburt mit Hebammenbetreuung. Du wirst dir darüber Gedanken machen, wo du dein Kind zur Welt bringen möchtest, wer auf größere Geschwisterkinder aufpasst*, welches Essen du vorher vorbereitest, ob du Handtücher, Laken oder Decken brauchst. Du wirst vielleicht eine Kliniktasche packen, falls du doch ins Krankenhaus fahren willst. Vielleicht kümmerst du dich um einen Geburtspool oder ein Plantschbecken*.
Für diese Vorbereitung gibt es viel Material online und offline. Wie gesagt: Die Vorbereitungen auf eine Alleingeburt unterscheiden sich kaum von anderen außerklinischen Geburten, so dass du hier auch auf Material zurückgreifen kannst, das nicht explizit für Alleingeburten konzipiert ist. Viele Bücher zu Alleingeburten enthalten hierzu gute Listen. Auch manche Geburtskurse für Hausgeburten bieten Checklisten an.
Fachliche Vorbereitung auf eine Alleingeburt
Die fachliche Vorbereitung auf eine Alleingeburt ist ausgesprochen wichtig. Heutzutage erleben wir kaum Geburten mit, weil diese so häufig im Krankenhaus stattfinden. Früher warst du als Kind schon fast notgedrungen bei Geburten dabei, wenn jemand im gleichen Haushalt ein weiteres Kind zur Welt brachte. Dadurch entstand eine natürliche Verbindung mit dem Thema Geburt. Diese Verbindung fehlt vielen Menschen in unserer modernen Gesellschaft.
Wenn du eine Alleingeburt planst, ist es deshalb essentiell, dich über Geburten zu informieren. Nur die wenigsten Frauen, die ihre Kinder allein zur Welt bringen, haben Medizin studiert. Dennoch ist das Wissen über Geburten bei Alleingebärenden deutlich höher, als bei Frauen, die nicht alleine gebären wollen. Denn wenn du dein Kind allein zur Welt bringst, liegt die Verantwortung bei dir. Du bist selbstbestimmt, und du bist dir dessen bewusst.
Das Vertrauen in deinen eigenen Körper ist essentiell – dazu schreibe ich im Absatz „psychologische Vorbereitung auf die Geburt“ noch mehr. Darüber hinaus solltest du aber auch deinen Körper einschätzen können: Was ist normal, was nicht? Und dafür brauchst du Wissen.
So kannst du einschätzen, ob eine Situation normal ist, oder nicht. Denn wenn du merkst, dass eine Situation nicht normal ist, liegt es an dir, zu entscheiden: Holst du dir Hilfe von außen? Oder machst du alleine weiter?
Übrigens bin ich der Meinung, dass es überhaupt kein Problem ist, auch bei einer Alleingeburt irgendwann zu entscheiden, dass du Hilfe möchtest. Es geht hier schließlich nicht darum, sich auf Gedeih und Verderb zu profilieren, sondern den persönlich besten Weg zu finden!
Wir leben zu einer Zeit, in der Informationen im Überfluss vorhanden sind. Wir müssen filtern und entscheiden, worauf wir unseren Fokus legen. So geht es dir bei der Vorbereitung deiner Alleingeburt auch: Du wirst eben (im Normalfall) kein komplettes Hebammenstudium absoliveren können.
Es liegt an dir, genau diejenigen Infos zusammenzutragen, die für eine Alleingeburt sinnvoll sind. Dabei können Bücher helfen, oder Geburtsvorbereitungskurse. Mehr zu solchen Materialien schreibe ich noch weiter unten im Text.
Rechtliche Vorbereitung auf deine Alleingeburt
Die rechtliche Vorbereitung deiner Alleingeburt hängt davon ab, wo du lebst. In Österreich sind Alleingeburten verboten. Mehr dazu findest du auf dem Blog von Ariella Sophie.
In diesem Beitrag gehe ich vor allem auf die Situation in Deutschland ein. In Deutschland sind Alleingeburten prinzipiell erlaubt. Du musst allerdings damit rechnen, dass dir viel Gegenwind entgegenschlägt, wenn du Menschen (gerade mit medizinischem Hintergrund) von deiner Idee erzählst. Darauf gehe ich weiter unten noch ein.
Wichtig ist in jedem Fall: Eine Alleingeburt in Deutschland ist rechtlich möglich, allerdings organisatorisch etwas aufwändig. Das fängt schon damit an, dass dein*e Arbeitgeber*in vermutlich einen medizinischen Nachweis deiner Schwangerschaft sehen möchte, um dir die entsprechenden Vorteile zuteil werden zu lassen. Dafür brauchst du zumindest eine Bescheinigung einer Hebamme oder eines Arztes. Falls du dagegen in der Schwangerschaft gar kein medizinisches Personal hinzuziehen willst, wirst du dich auf dein wachsendes Bäuchlein als Beweis verlassen müssen.
Nach der Geburt gibt es einen ganzen Marathon von Formularen auszufüllen, damit dein Kind angemeldet ist, du Elternzeit und Elterngeld bewilligt bekommst, das Kindergeld fließt, und so weiter. Der erste Schritt ist dabei immer die Anmeldung im Standesamt. Ohne die Geburtsurkunde kannst du alle anderen Punkte in der Liste knicken.
Weil Alleingeburten in Deutschland so selten sind, wissen allerdings viele Standesämter nicht, wie sie damit umgehen sollen. Deshalb solltest du dich um so besser vorbereiten. Eine ausfühliche Beschreibung zur Anmeldung im Standesamt nach einer Alleingeburt habe ich hier schon mal geschrieben. Auch eine Checkliste gibt es bereits. Hier gebe ich deshalb nochmal die Zusammenfassung:
- Überleg dir eine Strategie
- Kenn deine Ansprechperson
- Kenn deine Rechte
- Kenn deine Pflichten
- Kenn Öffnungszeiten
- Kenn Besonderheiten:
- Hol dir Verstärkung
- Hab deine Unterlagen bereit
- Sei auf Probleme vorbereitet
Psychologische Vorbereitung auf deine Alleingeburt
Deine psychologische Vorbereitung auf die Alleingeburt sollte aus zwei Teilen bestehen. Denn einerseits solltest du dich selbst auf deine Geburt vorbereiten, und andererseits auch dein Umfeld.
Wie du deine Psyche auf eine Alleingeburt vorbereitest
Brauchst du überhaupt eine psychologische Vorbereitung auf eine Alleingeburt? Immerhin gebären Frauen ja schon immer Kinder, und meistens alleine oder zumindest doch außerklinisch. Wir müssen nur den Versuchszeitraum weit genug in die Vergangenheit ausdehnen.
Hierzu gibt es zwei grundlegende Meinungen:
Ich brauche keine Vorbereitung, weil mein Körper das alles selber kann.
Und:
In den letzten viertausend Jahren (Altes Testament: Du sollst mit Schmerzen Kinder gebären) wurde uns gerade von den monotheistischen Religionen eingeimpft, dass Frauen nur unter Schmerzen gebären können. Das wurde dann später nochmal verstärkt: Frauen können nur mit Assistenz ausgebildeter Fachkräfte gebären.
Wenn wir davon ausgehen, dass deine Familie und dein Umfeld dir genau diese Prägung weiter gegeben haben, wirst du nicht von Zweifeln und Ängsten frei sein. Wir hören einfach zu viele Horrorgeschichten über Geburten. Und wir haben die Statistiken der Säuglingssterblichkeit bis zu Beginn des 20. Jahrehunderts im Kopf. Diese werden häufig in Verbindung gesetzt zur fehlenden klinischen Infrastruktur. Viele Befürworter*innen von Alleingeburten sehen dagegen eher fehlende Hygiene, Mangelernährung während der Schwangerschaft und eine hohe körperliche Belastung als die Gründe für die hohe Säuglings- und Müttersterblichkeitsrate. Die Veränderung dieser Faktoren kann eine außerklinische Geburt sicherer machen /anderes Wort.
Es gibt Frauen, die tatsächlich jenseits des Mainstreams in einer Umgebung aufwachsen, in der leichte, schnelle und schmerzarme Geburten außerhalb der klinischen Geburtshilfe die Norm sind. Diese Frauen fühlen sich dann eher zum ersten Satz hingezogen. Sie haben tatsächlich unterbewusst das Mantra verinnerlicht, dass sie schnell und einfah gebären werden. Da braucht frau dann auch nicht mehr unbedingt eine weitere psychologische Geburtsvorbereitung. Die wurde eben in den vergangenen Jahrzehnten unterbewusst bereits verinnerlicht.
Für alle anderen Frauen – ergo den absoluten Großteil unserer westlichen Industrienationen – gilt das so nicht. Die allermeisten von uns wachsen mit Bildern von anstrengenden Geburten, von schreienden Müttern, Kreißsälen im Stil von Schlachthäusern und vielen Horrorgeschichten auf. Viele Filme verstärken diesen Eindruck noch. Und die Statistiken von Geburten vor 150 Jahren oder aus anderen Teilen der Welt in Bezug auf Mütter- und Säuglingssterblichkeit tragen ihr übrigens dazu bei.
Wenn du zu dieser Gruppe gehörst, ist es sinnvoll, dich auch mental sehr bewusst auf die Geburt vorzubereiten. Es ist sinnvoll, alte Glaubenssätze zu erkennen und diese umzuschreiben. Hierzu gibt es viele Möglichkeiten. Alte Ängste können während der Geburt hochkommen; falsche Glaubenssätze zu deiner eigenen Kraft oder der Abhängigkeit von äußeren Gegebenheiten können dich bei der Geburt hemmen.
Wenn du mit Zweifeln in deine Alleingeburt gehst, werden sich diese Zweifel häufig während der Geburt bestätigen. Denn wir lieben es, unsere eigenen Vorstellungen bestätigt zu sehen. Es nutzt allerdings auch nichts, neun Monate lang zu behaupten: „Ich habe keine Angst vor der Geburt“, wenn du sie doch hast. Denn das wird dich einholen. Vermutlich unter der Geburt – wenn du es am wenigsten gebrauchen kannst.
Die Verantwortung für eine Alleingeburt zu übernehmen, bedeutet auch, sich mit sich selber zu beschäftigen und wahrzunehmen, welche Glaubenssätze du noch bearbeiten solltest.
Methoden zur mentalen Geburtsvorbereitung
In dieser Hinsicht ist es eigentlich gar kein so großer Unterschied, ob du eine Alleingeburt planst oder mit medizinischer Unterstützung dein Kind auf die Welt bringen willst. Es ist für jede Geburt sinnvoll, mental gut vorbereitet zu sein.
Es gibt unterschiedliche Methoden, wie du dir ein positives Mindset für deine (Allein-)geburt zulegen kannst.
- Ängste auflösen
- neue Glaubenssätze verinnerlichen
- mit positiven Situationen umgeben
Alle drei Ansätze erläutere ich jetzt noch genauer:
Ängste auflösen
Unter „Ängste auflösen“ verstehe ich: Du schaust dir deine Angst ganz genau an. Woher kommt sie? Ist es tatsächlich deine Angst, oder refektierst du nur dein Umfeld? Es gibt viele geführte Meditationen, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Der Weg ist dabei fast immer identisch:
- Du schaust deine Angst an. Wovor genau fürchtest du dich?
- Du erkennst, ob es deine Angst ist, oder die Angst einer anderen Person.
- Du gibst die Angst zurück, falls es nicht deine eigene ist. (Das heißt nicht, dass die andere Person die Angst jetzt um so mehr hat. Sie hatte die Angst bereits vorher. Du beschließt nur einfach, dass die Angst nicht mehr deine ist, sondern „nur noch“ der Person gehört, von der du sie hast.)
- Du erlaubst deiner eigenen Angst, sich zu zeigen. Du dankst ihr, dass sie dich bisher beschützt hat. Dann sagst du ihr, dass du sie nicht mehr brauchst, weil du ab jetzt von der Liebe geleitet wirst.
Manchmal geht es auch darum, alte (bewusste und unbewusste) Verträge mit sich selbst oder anderen aufzulösen. Das Prinzip ist aber ganz ähnlich: „Danke, dass du für mich da warst. Jetzt brauche ich dich nicht mehr.“
Neue Glaubenssätze verinnerlichen
Hierbei geht es darum, dass du ganz bewusst konkrete hinderliche Glaubenssätze durch neue, förderliche Glaubenssätze ersetzt. Das Gehirn braucht eine Weile, um neue Ideen zu Gewohnheiten zu machen. Das kennst du bestimmt von anderen guten Vorsätzen. Am Anfang bist du motiviert, dann kommt ein Tief. Und wenn du es schaffst, das Tief zu durchschreiten, bist du irgendwann an dem Punkt, an dem du deine neue Gewohnheit nicht mehr in Frage stellst. Du hast dich schlicht daran gewöhnt.
Dieses Prinzip kannst du dir auch in Bezug auf die Geburt zu Nutze machen. Je konkreter die Glaubenssätze sind, um so besser. („Ich gehe jeden Dienstag um 18 Uhr mit Marianne für 45 Minuten joggen!“ funktioniert ja auch besser als „ich treibe mehr Sport!“)
Ich gebe dir hier ein paar Beispiele an die Hand. Die Liste ist natürlich nicht erschöpfend.
Geburten tun weh.Mein Körper ist dazu gemacht, leicht zu gebären.Alleingeburten sind gefährlich.Ich vertraue meinem Körper und weiß deshalb, dass ich mein Kind und mich zu Hause nicht unnötig gefährde.Ich vertraue den Ärzten. Ich vertraue meiner ureigenen weiblichen Kraft.Was, wenn es schief geht?Die Geburt wird wunderbar.Ich habe Angst. Ich bin gut vorbereitet auf alles, was kommt.
Um den Samen der positiven Glaubenssätze keimen und gedeihen zu lassen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine beliebte Option ist auch hier wieder die Meditation. Du kannst dir eine Datei aufsprechen mit deinen Glaubenssätzen, die du dir täglich anhörst. Je regelmäßiger, desto besser. Es gibt auch bereits fertige CDs mit Affirmationen. Auch viele Geburtsvorbereitungskurse enthalten solche Affirmations-Audios.
Wenn du eher der visuelle Typ bist, kannst du allerdings auch ganz anders an die Sache herangehen: Wie damals beim Vokabeln-Lernen ist es super, einfach die entsprechenden Sätze überall im Haus zu verteilen. Prinzipiell reichen dazu die normalen Klebezettelchen. Manche Frauen kreieren aber auch ganz wunderbare Affirmationskarten. In manchen Geburtsvorbereitungskursen sind sie ebenfalls enthalten.
Wichtig ist, dass diese Karten oder Zettel dann nicht in der Schublade verstauben. Sie sollten stattdessen dort hängen, wo du sie möglichst oft siehst. Meine Lieblingsorte:
- Am Spiegel (dann kannst du dir auch direkt noch den Satz in die Augen sagen).
- An Türen oder Türrahmen.
- Gegenüber der Toilette.
- Im Geldbeutel – leg einfach ein kleines Zettelchen zwischen die Scheine. Du wirst dich an den Satz erinnern, selbst, wenn du das Papier nur fühlst.
- Als Passwort am Rechner.
- Als Erinnerung im Handy.
- Auf der Fernbedienung.
- Neben dem Handyladegerät.
- Als Platzdeckchen.
- Als Lesezeichen.
Übrigens: Du nimmst dich selber ernster, wenn du Dinge laut aussprichst. Also: Lies die Affirmationen nicht nur, sondern sprich sie auch aus! Flüstern zählt nicht. (Okay, Flüstern zählt, wenn du irgendwo bist, wo du deine Affirmation nicht laut aussprechen willst.)
Mit positiven Situationen umgeben
Während das Lösen von Ängsten und das Ersetzen von Glaubenssätzen bewusste Handlungen sind, kannst du auch dafür sorgen, dein Gehirn nebenbei in eine positive Grundstimmung zu bringen. Das erreichst du, indem du dich möglichst viel mit schönen Situationen und Geschichten rund um die Geburt umgibst.
Im Klartext: Horrorgeschichten sind ab jetzt für dich tabu. Natürlich bereitest du dich auf alle Eventualitäten vor, aber du brauchst dazu keine Geschichten, sondern Fakten. Wer dir von schmerzhaften Geburten ohne Eigenverantwortlichkeit erzählen will, kann das nach der Geburt deines Kindes tun.
Stattdessen umgibst du dich mit Geschichten, die dein Vertrauen in leichte Geburten bestärken. Es gibt davon viele im Netz. Ich habe 15 davon auch in eine Email-Liste gepackt, die du gern nutzen kannst.
Wie du dein Umfeld auf eine Alleingeburt vorbereitest
Eine ganz andere Frage, und doch eng verbunden, ist die Frage nach der Vorbereitung deines Umfeldes. Es gibt Personen, die du vermutlich in deine Planungen einbeziehen willst oder sogar musst. Hierzu können gehören
- Partner*in
- Kinder
- Vorgesetze*r in Beruf
- Hebamme
- Gynäkolog*in
- enge Freund*innen
- andere Familienmitglieder
Besonders, wenn du manche Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft durchführen lässt, wird von Hebammen oder Gynäkolog*innen vermutlich irgendwann die Frage kommen, wie du dir deine Geburt vorstellst. Die allermeisten werden auf die Aussage „Ich plane eine Alleingeburt“ vermutlich überrascht, skeptisch oder gar ablehnend reagieren. Willst du das Thema ansprechen? Oder willst du lieber unverbindlich darum herum segeln, ohne zu viel zu verraten?
Aber auch die eigene Familie wird vermutlich irgendwann mit Fragen kommen. Gerade, wenn du bisher in Kliniken geboren hast oder dein erstes Kind erwartest, wird früher oder später der Geburtsort Gesprächsthema sein.
Falls du eine freie Schwangerschaft planst, wird auch dein*e Vorgesetzte und die Krankenkasse irgendwann ungläubig gucken.
Und schließlich gibt es ja noch das weitere persönliche Umfeld, also Freund*innen und Familie, sowie Doulas.
Es ist wichtig, dass du diese Gruppen gedanklich trennst. Du kannst sie in die folgenden Kategorien einteilen:
- Soll bei der Geburt dabei sein
- Soll während der Schwangerschaft und im Wochenbett unterstützen
- Muss aus rechtlichen Gründen in die Schwangerschaft einbezogen werden
- andere Menschen
Besonders wichtig ist die Vorbereitung für dienjenigen Menschen, die bei der Geburt dabei sein sollen. Du könntest diesen die Alleingeburt theoretisch bis kurz vor der Geburt verheimlichen (und zum Beispiel offiziell eine begleitete Hausgeburt anstreben). Das ist aber nur bedingt zu empfehlen. Denn die Begleitung einer Alleingeburt sollte sich genauso mit allen Eventualitäten auseinander gesetzt haben, wie du. Es gibt dann nämlich eben keine Möglichkeit, sich als Partner*in aus dem Prozess zu ziehen, weil ja noch die Hebamme da ist. Wenn deine*n Partner*in die Alleingeburt ablehnt, kommt es im schlechtesten Fall dazu, dass bei dir irgendwas nicht klappt, und du dich dann rechtfertigen musst. Nichts ist schlimmer, als ein trotziges „Ich hab dir doch gesagt, dass das nicht klappt!“ Überleg dir deshalb gut, wen du bei deiner Alleingeburt dabei haben willst.
Menschen, die du eigentlich bei der Geburt nicht dabei haben willst, die dich aber während der Schwangerschaft und im Wochenbett unterstützen, sind vor allem Hebammen und Gynäkolog*innen. Aus meiner Erfahrung hilft es hier wenig, Überzeugungsversuche zu starten. Akzeptiere die Meinung der Person, und sprich ganz offen an, unter welchen Bedingungen sie bereit ist, dich in der Schwangerschaft und im Wochenbett zu begleiten.
Aus rechtlichen Gründen musst du in die Schwangerschaft deine*n Vorgesetzen einbeziehen, wenn du Mutterschutz, Elternzeit und andere Leistungen in Anspruch nehmen willst. Wo und wie du dein Kind gebierst, geht aber nur dich etwas an. Problematisch kann es werden, wenn du auch auf alle Vorsorgeleistungen verzichtest und deshalb keinen medizinischen Nachweis für deine Schwangerschaft (und später die Geburt) hast. Hier hilft meist nur, das direkte Gespräch zu suchen und deine Rechte zu kennen: Arbeitgeber können eine medizinsche Bescheinigung fordern – müssen diese dann aber bezahlen! (Achtung: Verschiedene Internetseiten berufen sich hierbei auf das Mutterschutzgesetz: §15, Absatz 3, zum Beispiel Arbeitsrechte oder die Deutsche Anwaltshotline. Allerdings besteht laut Gesetze im Internet, einer Seite, die vom deutschen Justizministerium betrieben wird, der Parapgraph 15 nur aus zwei Absätzen. Wenn du hierzu genauere Infos hast, lass es mich wissen! Update vom 8.5.2021: Auf der Seite der Anwaltshotline wurde der entsprechende Beitrag mittlerweile gelöscht.)
Es kann auch sein, dass eine Krankenkasse auf einem Mutterpass besteht. Eigentlich kannst du aber auch einen anderen Nachweis schicken. Für die Krankenkasse ist der Nachweis wichtig, damit du Mutterschaftsgeld erhältst. Sei darauf gefasst, dass die Person, mit der du Kontakt hast, deine Entscheidung nicht nachvollziehen kann und entsprechend unwillig auf den Mehraufwand reagiert.
Und dann schließlich gibt es all die anderen Menschen, mit denen du Kontakt hast. Freund*innen. Familie. Kolleg*innen. Menschen im Bus, die deine Murmel sehen. Statt „wie geht es dir?“ kommt dann häufig erstens die Frage, „was wird es denn?“ (Meine Lieblingsantworten: Ein Mensch, ein Känguru, ich weiß nicht, ob es einen Penis hat.) Manche dieser Menschen sind dir wichtiger, andere nicht. Welche du in deine Pläne einbeziehen willst, und welche nicht, musst du selber wissen. Manche werden dich vielleicht bewundern, andere werden dir deinen gesunden Menschenverstand absprechen. Wie du am besten mit einem solchen Umfeld umgehst, habe ich in einem Gastbeitrag auf Sophie Mikoschs Blog Mütterimpulse schon mal ausführlich beschrieben.
Wenn du eine Doula zur Geburt hinzuziehen willst, solltest du mit ihr auf jeden Fall vorher darüber sprechen, dass du eine Alleingeburt planst. Es gibt Doulas, die Alleingeburten ablehnen und deren Verträge vereits vorsehen, dass du eine Hebamme hinzuziehst. Sie hier also auf jeden Fall ehrlich, damit es später keinen Ärger gibt. (Abgesehen davon solltest du so oder so eine Doula wählen, der du voll und ganz vertraust. Dazu sollte dann auch gehören, dass ihr auf der selben Seite seid, was die Alleingeburt angeht.)
Bücher zur Vorbereitung auf eine Alleingeburt
Die folgenden Bücher können aus meiner Sicht eine gute Vorbereitung auf eine Alleingeburt bieten. Es ist keine Pflicht, alle Bücher vollständig zu lesen. Sieh sie als Vorschläge an. Wenn du auf die Links klickst, kannst du die Bücher über Amazon bestellen. Ich erhalte dafür eine kleine Provision, ohne, dass du mehr zahlst.
Alleingeburt von Sarah Schmid
Das Buch richtet sich ausdrücklich an Schwangere, die ihre Kinder ohne medizinische Begleitung zur Welt bringen wollen. Sarah geht sowohl auf eine unbegleitete Schwangerschaft (inklusive Ernährung, eigener Kontrolluntersuchungen und Begleitungsmöglichkeiten), als auch die Geburt ein. Zunächst beschreibt sie, wie eine „normale“ Geburt abläuft. Dann geht sie auf mögliche Besonderheiten ein, zum Beispiel auf Nabelschnurvorfälle, Blutungen oder Terminüberschreitungen. Das nächste Kapitel beschäftigt sich mit dem Wochenbett. Den Abschluss bilden Berichte von Alleingeburten. Hier geht es zum Buch Alleingeburt (Werbelink).
Meisterin der Geburt von Jobina Schenk
Auch, wenn es praktische Tipps gibt, geht es in diesem Buch vor allem um den Zusammenhang zwischen Psyche und Geburtsvorgang. Es ist explizit als Workbook konzipiert: Immer wieder laden freie Zeilen dazu ein, die eigenen Gedanken aufzuschreiben und zu reflektieren. Wer sich nur berieseln lassen möchte, ist hier falsch. Hier geht es zum Buch (Werbelink).
Vorfreude statt Vorsorge von Sophie Mikosch
Es gibt eine Alternative zur normalen Mutterschaftsvorsorge. Das Buch beschäftigt sich explizit wenig mit der Geburt und viel mit der Schwangerschaft. Wenn du schon in der Schwangerschaft die Verantwortung für dich und dein Baby abgibst, wird es dir schwer fallen, sie unter der Geburt wahrzunehmen. Das Buch zeigt dir auf, wie du statt in Sorge mit Freude durch die Schwangerschaft gehen kannst. Hier geht es zum Buch Vorfreude statt Vorsorge (Werbelink).
Frauenkörper, Frauenweisheit von Dr. med. Christiane Northrup
Über 700 Seiten umfasst dieses großartige Werk rund um alle medizinischen Themen, mit denen nur Frauen in Berührung kommen. Dr. Northrup plädiert dafür, mehr auf uns selbst zu hören und unsere Weiblichkeit mit all ihren Aspekten anzunehmen. Sie räumt der weiblichen Anatomie viel Platz ein und geht auch auf Menstruation, Gebärmutter, Brust, Empfängnis (und Verhütung) ein. Die Schwangerschaft und Geburt sieht sie als Möglichkeit zur Selbstermächtigung. Dieses Buch ist ein starkes Plädoyer einer Gynäkologin für mehr weibliches Selbstverständnis und Bewusstsein. Als Vorbereitung auf eine Alleingeburt empfehle ich sowohl die eher philosophischen Kapitel (z.B. „Weibliche Intelligenz und neue Methoden der Heilung“ sowie „Die Innere Stimme“), als auch die eher praktischen Kapitel „Gebärmutter“, „Vulva, Vagina, Gebärmutterhals, und Harnwege“, „Schwangerschaft und Geburt“ sowie „Mutterschaft“. Häufig erklärt Dr. Northrup darin zuerst die kulturelle Überlieferung und deckt auf, wie Frauen sich häufig selber behindern. Dann zeigt sie, wie es anders gehen kann. Eine wahre Goldgrube, nicht nur in Bezug auf Schwangerschaft und Geburt. Hier geht es zum Buch Frauenkörper, Frauenweisheit (Werbelink).
Hebammensprechstunde von Ingeborg Stadelmann
Ingeborg Stadelmann ist Hebamme. Sie geht nicht von Alleingeburten aus, aber ihr Wissen ist trotzdem sehr nützlich. Ihre Kapitel zur Schwangerschaft gehen weit über „das Kind ist jetzt so schwer wie ein Stück Butter“ hinaus. Das Buch platzt von praktischen Hinweisen und Tipps. Auch zum Thema Geburt geht sie es praktisch an. Sie vergisst dabei die mentale Komponente der Geburt nicht, hat aber immer die praktische Ausführung im Hinterkopf. Stadelmann vertraut auf Homöopathie und Aromatherapie. Selbst, wem diese Mittel nicht zusagen, findet in diesem Buch zahlreiche praktische Ideen für alle Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Hier geht es zum Buch Hebammensprechstunde (Werbelink).
Erfahrungsberichte zu Alleingeburten
Schön ist es immer wieder, Berichte zu Alleingeburten zu lesen. Du merkst, dass es doch nicht so außergewöhnlich ist, das Baby außerklinisch und ohne medizinische Betreuung zur Welt zu bringen. Ich liste deshalb im Folgenden einige Quellen auf, auf denen du Berichte zu Alleingeburten findest:
- Auf Ich Gebäre finden grundsätzlich alle Geburtsgeschichten ihren Platz. Über diesen Link landest du bei einer Übersicht der erschienenen Alleingeburten.
- Sarah Schmid hat auf ihrem Blog ebenfalls viele Alleingeburten verewigt: Geburt in Eigenregie.
- Jobina Schenk sammelt auf ihrer Seite ebenfalls Geschichten von Alleingeburten: Meisterin der Geburt.
Kurse zur Vorbereitung auf deine Alleingeburt
Vielleicht reichen dir Bücher nicht, oder du liest schlicht nicht gerne. Vielleicht möchtest du dich auch lieber mit anderen Menschen zusammen auf deine Geburt vorbereiten.
Die klassischen Geburtsvorbereitungskurse, die von Hebammen gegeben werden und von der Krankenkasse abzurechnen sind, können ein guter Startpunkt sein. Wenn dir die Hebamme mit einem Skelett anderes Wort erklärt, wie das Baby immer weiter ins Becken rutscht, gilt das für dich genauso wie für Frauen, die mit medizinischer Betreuung gebären möchten. Solche Kurse können deshalb ein guter Startpunkt sein. Überleg dir aber vorher gut, wie du mit Fragen zum Geburtsort oder zur Vor- und Nachsorge umgehst. Willst du unverbindlich bleiben, oder offen sagen, was du vorhast? Rechne mit Überraschung und manchmal auch Unverständnis.
Statt eines solchen Kurses kannst du dir überlegen, dir bewusst andere Unterstützung zu suchen. Es gibt nur wenige Kurse, die speziell auf Alleingeburten ausgerichtet sind. Die Zielgruppe ist einfach zu klein. Es gibt allerdings Kurse, die immerhin auf außerklinische Geburten ausgerichtet sind und bei denen der Fokus auf deiner Eigenverantwortlichkeit liegt.
Hier auf dieser Seite gibt es die Möglichkeit, bewusst einzutragen, dass ein Kurs als Vorbereitung auf eine Alleingeburt nützlich ist. Die Kurse, die sich bewusst mit Alleingeburten beschäftigen, sind hier gelistet:
Fazit: Geburtsvorbereitung für eine Alleingeburt
Der erste Schritt hin zu deiner Alleingeburt ist deine eigene Entscheidung. Du willst die Verantwortung für deine Geburt selber tragen. Mit allen Konsequenzen. Aus dieser Einstellung folgt, dass du auch für deine Geburtsvorbereitung ganz allein verantwortlich bist. Du kannst lesen, du kannst dir Unterstützung holen. Doch in deine eigene weibliche Kraft kommen musst du selber. Niemand kann dir diesen Schritt abnehmen. Auch ich kann das nicht. Dieser Beitrag fasst zusammen, mit welchen Themen du dich als Vorbereitung auf die Alleingeburt beschäftigen kannst. Was davon für dich tatsächlich relevant ist, weißt nur du selber.
In jedem Fall wünsche ich dir viel Kraft und Ausdauer auf deinem Weg zur Alleingeburt. Allein diese Entscheidung bringt dich auf einen Weg der Selbsterkenntnis. Geh nicht starr und uneinsichtig, aber voller Vertrauen in dich, deinen Körper und dein Baby auf die Reise.
Ich wünsche dir eine wunderbare Geburtserfahrung!
An dieser Stelle folgt noch der rechtliche Hinweis: Ich bin keine Ärztin oder Hebamme. Ich rate dir auch nicht zu einer Alleingeburt oder von dieser ab. Diese Entscheidung musst du ganz alleine treffen. Wenn du dich aber zu einer Alleingeburt hingezogen fühlst, ist es definitiv sinnvoll, sich auf diese Alleingeburt vorzubereiten. Damit du einen Ansatz findest, wie du dich auf deine Alleingeburt vorbereiten kannst, habe ich diesen Beitrag geschrieben.