Was bringt ein kostenloser online-Geburtsvorbereitungskurs?

Ob dir ein kostenloser online-Geburtsvorbereitungskurs etwas bringt, ist pauschal schwer zu sagen.

In diesem Beitrag zeige ich, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit du möglichst viel aus kostenlosen Angeboten ziehen kannst.

Du hast Zeit

Es kann gut sein, dass du alle Inhalte, die du suchst, auch kostenlos findest. Vermutlich wirst du sie dir dann aber aus verschiedenen Quellen in einzelnen kleinen Teilen zusammensuchen müssen. Meist ist es nämlich so, dass die kostenlosen Kurse nur einen bestimmten Aspekt abdecken. Kurse mit Teilnahmegebühren dagegen sind meist umfangreicher, so dass sie mehrere Themen abdecken können oder bei einem Thema weiter in die Tiefe gehen.

Wenn du dich also für die kostenlosen Kurse entscheidest, solltest du mehr Zeit einplanen, um diese erst mal zu finden.

Du kannst recherchieren

Das mag sich erstmal blöd anhören. Natürlich können wir alle einen Suchbegriff bei Google eingeben und dann schauen, welche Ergebnisse dabei herumkommen.

Die Frage ist allerdings, wie wir mit der Flut an Informationen umgehen. Und ob wir wahllos jeder Quelle vertrauen, oder nicht.

Bist du zum Beispiel auf der Suche nach wissenschaftlichen Quellen, oder nach Erfahrungsberichten? Willst du eine kurze und knappe Antwort, oder willst du dich auf einen längeren Diskurs einlassen?

Wie gesagt. Es ist wohl heutzutage so, dass wir wirklich fast jede Information online finden können, ohne dafür zu zahlen. Die Frage ist aber, ob wir in der Lage sind, die richtigen Fragen zu stellen.

Je genauer du weißt, auf welche Frage du eine Antwort suchst, desto größer sind die Chancen, dass du diese Frage auch von kostenlosen Quellen beantworten lassen kannst.

Auf die ganz konkrete Frage “Wie melde ich in Deutschland mein Kind nach einer freien Geburt im Standesamt an?” findest du zum Beispiel eine ganz konkrete Antwort inklusive eines kostenlosen Schaubildes auf dieser Seite: Checkliste: Anmeldung im Standesamt nach freier Geburt.

Auf die schwammige Frage “Wie bereite ich mich am besten auf meine erste Geburt vor?” wirst du einen Wust an Informationen finden.

Das ist erst mal nichts Schlechtes. Mehr Infos sind generell besser als wenige Infos. Es kommt aber auch auf die Qualität der Infos an.

Bist du bei deiner ersten Geburt Anfang 20 oder Ende 40? Hast du Erkrankungen? Erwartest du Zwillinge?

Je spezifischer du fragst, desto genauer wird die Antwort sein. Willst du dir dagegen zu vielen Aspekten erstmal einen Überblick schaffen, dann ist ein Kurs sinnvoll, der dich ganz gezielt durch die verschiedenen Themenkomplexe führt – auch ohne, dass du bereits wissen musst, auf welche Fragen du eigentlich Antworten suchst.

Um zu klären, was dir wichtig ist, kannst du auch dieses Tool hier nutzen: Worauf achtest du bei einem Online-Geburtsvorbereitungskurs?, oder du schaust mal in diese Liste mit Schwerpunkten von online-Geburtsvorbereitungskursen.

Die Wahl der Medien ist dir nicht wichtig

Schaust du dir am Liebsten Videos an? Dann wirst du gerne die Kurse mit Videoinhalten wählen. Wenn du lieber viel liest, ist vielleicht eher ein klassischer Blog dein erster Anlaufpunkt. Auf meinem Blog Ich Gebäre habe ich zum Beispiel viele Infos gesammelt — aber eben nur als Text und nicht als Audio- oder Videodatei. (Ein Video gibt es aber doch: Interview mit Stefanie Bruns.)

Wenn du großen Wert darauf legst, die Informationen genau in deinem Lieblingsmedium zu konsumieren, wird diese Einschränkung unter Umständen dazu führen, dass du keine kostenlosen Infos findest, sondern auf bezahlte Produkte ausweichst.

Wenn dir dagegen das Medium der Wissensvermittlung egal ist, sind die Chancen größer, eine passende Informationsquelle auch kostenlos zu finden.

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Du machst Absriche bei der Ton- und Bildqualität und beim Layout

Wer kostenpflichtigen Inhalt bereit stellt, investiert nicht nur in den Inhalt selbst, sondern auch mehr in die Präsentation.

Insofern kannst du davon ausgehen, dass kostenpflichtige Kurse eine höhere technische Qualität haben. Die Inhalte mögen qualitätiv genauso hochwertig sein. Die Technik dagegen kann auf den ersten Blick verraten, dass hier weniger Zeit oder Geld oder beides investiert wurde.

Falls du großen Wert auf optische Eleganz und geschliffenen Ton legst, weichst du vielleicht lieber auf einen kostenpflichtigen online-Geburtsvorbereitungskurs aus.

Du brauchst keine Möglichkeit zur persönlichen Unterstützung durch die Kursanbieter*innen

Bei kostenlosen Kursen sind die Möglichkeiten der Kontaktaufnahme oft beschränkt oder komplett unmöglich.

Manchen Schwangeren ist das egal. Sie suchen nach der passenden Information oder Checkliste, und wenn sie diese haben, dann sind sie zufrieden.

Anderen Menschen ist es sehr wichtig, Rückfragen stellen zu können. In diesem Fall sind die meisten kostenlosen online-Geburtsvorbereitungskurse keine gute Wahl.

Bei Youtube-Videos oder Blogs ist es natürlich möglich, dass du einen Kommentar hinterlässt. Allerdings ist es gut möglich, dass der oder die Kursanbieter*in auf deine Frage oder Rückmeldung nicht eingeht. Natürlich ist auch das Gegenteil möglich. Es kommt immer darauf an, wie die Prioritäten der einzelnen Person gelagert sind. (Ich persönlich beantworte auf meinem Blog Ich Gebäre jeden Kommentar und jede Kontaktaufnahme. Ich weiß aber auch, dass das nicht bei allen Anbieter*innen so ist.)

Dir ist der Austausch mit anderen Kursteilnehmer*innen nicht so wichtig

Die allermeisten kostenlosen online-Geburtsvorbereitungskurse bieten nur wenige bis gar keine Möglichkeit, mit anderen Telnehmenden ins Gespräch zu kommen. Wie oben bereits erwähnt, ist der Austausch manchmal über Kommentare möglich. Die sind dann aber meiste für alle Welt sichtbar. Ein geschützter Raum fehlt.

Ausnahme hierzu können übrigens Facebook-Gruppen oder moderierte Foren sein, in denen sich Menschen mit ähnlichen Interessen tummeln.

Du kannst dich motivieren

Wenn du für etwas 20.000 Euro bezahlst, dann erwartest du davon mehr als von einem Produkt, das du für 200 Euro bekommst. Das ist klar, oder?

Und was erwartest du von etwas, das kostenlos ist? Unterbewusst vermutlich nicht viel. Und weil du nicht viel davon erwartest, steckst du auch nicht viel Energie rein. Wenn du nicht viel Energie rein steckst, wird dein Ergebnis entsprechend klein sein. Was bringt ein kostenloser online-Geburtsvorbereitungskurs, wenn du ihn nicht machst? Gar nichts. Dann stellt sich eher die Frage: Brauche ich überhaupt einen Geburtsvorbereitungskurs?

“Ach, da der Kurs ja nichts kostest, ist es jetzt auch nicht so schlimm, wenn ich nicht mit vollem Einsatz dabei bin.”

Den Gedanken hättest du wohl nicht, wenn du über hundert Euro für einen online-Geburtsvorbereitungskurs bezahlt hättest. Die Kohle hast du rein gesteckt, jetzt willst du auch entsprechend den Nutzen daraus ziehen. Also hängst du dich rein, gehst das Material durch, machst die Übungen, nutzt die Checklisten.

Dieses Szenario ist kein Muss. Wenn du eine der Personen bist, die sich selber gut motivieren können, die keinen Tritt in den Hintern brauchen, um dabei zu bleiben, deren Motivation auch hoch ist, wenn sie keine monetäre Energie in das Produkt gesteckt haben, dann kann ein kostenloser online-Geburtsvorbereitungskurs genau der richtige Plan für dich sein.

Fazit

Was bringt ein kostenloser online-Geburtsvorbereitungskurs also? Solche Kurse sind eine gute Möglichkeit, sich auf eine Geburt vorzubereiten, wenn die folgenden Bedingungen gegeben sind:

  • Du hast genug Zeit
  • Du kannst recherchieren
  • Die Wahl der Meiden ist dir nicht wichtig
  • Du machst Abstriche bei der Qualität von Audio, Video und Layout
  • Dir ist egal, ob du eine Rückmeldung der Kursleitung erhältst oder nicht
  • Du legst keinen großen Wert auf eine Community (oder holst sie dir anderswo)
  • Du kannst dich selbst motivieren