Beitragstitel: Väter bei Geburtsvorbereitungskursen. Auswertung der Blogparade

Väter in Geburtsvorbereitungskursen: Zusammenfassung der Blogparade

Am 6. Mai 2020 hatte ich zur Blogparade „Väter in Geburtsvorbereitungskursen“ aufgerufen. Mir ging es darum, für ein vielfach ignoriertes Thema zu sensibilisieren. Denn klar ist: Wenn wir „Geburtsvorbereitung“ hören, denken wir an Mamas mit kugelrundem Bauch. Oder an Hebammen mit Hörrohr. Aber nur selten denken wir an die werdenden Väter.

Ich wollte deshalb den Fokus direkt auf die Väter legen. Wie fühlen sie sich in Geburtsvorbereitungskursen? Wie gehen Hebammen mit Vätern in Geburtsvorbereitungskursen um? Welche Art von Vorbereitung ist eigentlich sinnvoll?

Mir war klar, dass meine Blogparade keine tausenden von Zuschriften erhalten würde. Immerhin ging es um ein ziemliches Nischenthema – zumindest, was den öffentlichen Fokus angeht. Denn „betroffen“ sind von dem Thema ja doch relativ viele Männer.

Mit dem Ergebnis der Blogparade bin ich dennoch sehr zufrieden. Neben meinem eigenen Beitrag gab es bereits vier Teilnehmer*innen – und ein Beitrag steht noch aus. Die Beiträge sind sehr verschieden, und bieten in dieser Hinsicht einen tollen Überblick über das Thema. Deshalb bedanke ich mich an dieser Stelle bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern! Ihr habt meinen Horizont erweitert und mir sehr viel Spaß beim Lesen bereitet!

Hier kommt meine Zusammenfassung der Beiträge.

Doula Patricia: Vater werden ist nicht schwer

Patricia spannt in ihrem Beitrag den großen Bogen: Welche Rolle hatten Männer vor der Industriellen Revolution? Wie änderte sich das, als Geburten von zu Hause ins Krankenhaus verlagert wurden? Welche Rolle übernehmen Väter heutzutage?

Wichtig finde ich vor allem auch folgende Idee:

Der werdende Vater […] nimmt still an den Veränderungen seiner Partnerin teil, eher in der Beobachterrolle, er sieht was mit ihr passiert, aber fühlt es nicht unbedingt. Er kann nur in den Prozess richtig integriert werden, wenn die werdende Mutter ihn einführt, mit ihm kommuniziert und mit ihm teilt, was in ihr vorgeht

Patricia in ihrem Beitrag zur Blogparade Väter in Geburtsvorbereitungskursen.

Damit das so passieren kann, ist es manchmal sinnvoll, eine strukturierte Vorbereitung zu nutzen – sprich: Einen Geburtsvorbereitungskurs.

Patricia argumentiert, dass Väter besonders dann einen sinnvollen Beitrag zur Geburt liefern können, wenn ihnen ihre eigene Rolle zugestanden wird. Sie sollen also nicht einfach das Gleiche in einem Geburtsvorbereitungskurs lernen, wie die Schwangeren. Stattdessen sollen sie bewusst erfahren, welche Hilfe sie leisten können – aber auch, welche Grenzen ihnen gesetzt sind.

Besonders wichtig findet Patricia in diesem Zusammenhang den Austausch der Väter untereinander. Als Gleichberechtigte in „Väterkreisen“ ist es einfacher, die eigenen Unsicherheiten anzusprechen. Dies falle Männern in gemischtgeschlechtlichen Geburtsvorbereitungskursen schwerer.

Patricia hat keinen eigenen deutschsprachigen Blog, deshalb durfte ich ihren Beitrag hier auf der Seite veröffentlichen. Hier geht es zum Beitrag.

Heike: Unsicherheit vor dem Hypnobirthing-Kurs

Heike ist Hypnobirthing-Mentorin und gibt als solche Geburtsvorbereitungskurse. Sie startet ihren Beitrag mit einem Zitat, das ich sehr gut nahvollziehen kann:

„Ich bin hier, weil meine Frau sich das hier wünscht“

Viele Männer, wenn sie das erste Mal in Heikes Hypnobirthing-Kurs kommen

Und damit steigt sie dann auch schon voll ein. Heike gibt uns einen Einblick in ihren Kursablauf. Sie macht vor allem deutlich, dass sie bereits bei der Planung der Kursinhalte darauf geachtet hat, mit Themen anzufangen, auf die sich auch Väter gut einlassen können: Die Anatomie ist der Türöffner, so dass sich die Teilnehmer*innen langsam vorwagen können. Ist das erste Eis gebrochen, lassen sich die Väter auch besser auf die folgenden Themen ein.

Heike beschreibt, wie schön es ist, wenn die Väter im Laufe des Kurses mehr Achtung vor der weiblichen Anatomie, aber auch vor der weiblichen Schöpferkraft entwickeln. Für viele ist es wohl das erste Mal, dass sie sich mit diesen Themen überhaupt auseinander setzen.

Heike beschreibt, dass sich die Entspannungsübungen in ihrem Kurs explizit auch an die Männer richten. Denn was man selber gemacht hat, versteht man besser. So werden die Väter auf ihre Rolle bei der Geburt vorbereitet: Sie können dann für ihre Frau den Raum halten, damit diese sich ganz auf die Geburt konzentrieren kann. Und ganz nebenbei vertieft sich durch die vielen physischen Elemente des Kurses auch spürbar das Band zwischen Vater und Baby.

Heikes Beitrag zeigt wunderbar: Es geht darum, die Väter abzuholen, wo sie stehen. Sie haben auch bereits im Kurs ihre eigene Rolle, und wenn sie diese aktiv wahrnehmen können, bringt es ihnen um so mehr, am Kurs teilzunehmen.

Heikes Beitrag kannst du auf ihrem Blog lesen: Hypnobirthing Babybauchs Beitrag zur Blogparade.

Anja: Du wirst zum kleinen Geburtshelfer – wenn du es willst!

Anja ist Hebamme und gibt als solche regelmäßig die „normalen“ Geburtsvorbereitungskurse. Viele Krankenkassen übernehmen mittlerweile (zumindest anteilig) die Kosten für die Väter, wenn sie an dem Geburtsvorbereitungkurs mit der Hebamme teilnehmen.

Dennoch stellt auch Anja, wie Heike, fest: Viele Väter gehen mit, weil ihre schwangere Frau oder Freundin das so möchte. Aber wirklich viel eigene Motivation steht nur selten dahinter.

Und so vermittelt Anja in ihren Kursen vor allem einen Grundsatz:

Gemeinsam Gebären ist keine Pflicht!

Anjas Grundatz im Paargeburtsvorbereitungskurs

Ihr Ziel ist es zwar, die Partner zu „kleinen Geburtshelfern“ auszubilden – aber eben in dem Rahmen, in dem sich der werdende Papa selber damit wohlfühlt.

Und so geht es in ihren Kursen auch nur eingeschränkt um die graue Theorie. Viel sinnvoller findet sie die praktischen Beispiele, durch die Väter sich dann auch viel besser in die Rolle ihrer schwangeren Frau einfinden können. Ein Highlight des Kurses ist immer ihr „Empty Belly“. Das heißt, Väter bekommen einen „Rucksack für vorne“, der einen Babybauch simuliert. Spätestens da löst sich die letzte Anspannung.

Und am Ende grinst Anja immer wieder, wenn es dann heißt:

Das war ja gar kein Hechelkurs!

Väter, nachdem sie Anjas Geburtsvorbereitungskurs absolviert haben

Da Anja keinen eigenen Blog hat, durfte ich ihren Beitrag hier veröffentlichen.

Inga: Bei Zwillingen erst recht!

Inga von Es ist Zwei ist Expertin zu allen Fragen zum Thema Zwillinge. Und klar: Dazu gehört auch die Geburtsvorbereitung! Irgendwie ist es ja schon fast logisch, dass der werdende Papa bei Zwillingen noch mehr eingespannt ist, als bei Einlingen – immerhin kann dann jeder Elternteil ein Baby übernehmen…

Inga fasst das schön zusammen:

Bei Zwillingen bist Du, der Zwillingspapa, von vorne herein, ein ungemein wichtiger Bestandteil. Nicht nur für Deine Partnerin, sondern auch für Deine Babys.

Inga über die Rolle von Zwillingsvätern

Inga empfiehlt deshalb ausdrücklich, dass sich werdende Papas, gerade von Zwillingen, gut auf die Geburt und die Zeit danach vorbereiten sollten. Denn es gebe viele Entscheidungen zu fällen – je besser informiert der Papa da sei, desto schneller und besser könnten diese Entscheidungen gefällt werden.

Ingas Beitrag findest du hier auf ihrem Blog von Es sind Zwei.

Patrick: Aus der Sicht eines Vaters

Patrick hatte um eine Verlängerung der Blogparade gebeten, weil er erst kurz vor Ablauf von ihrer Existenz erfahren hatte. Klar gewähre ich sie ihm gerne. Als Familienvater von 4 Knirpsen ist es klar, dass er seine Zeit meist anderweitig nutzt. Ich freue mich aber um so mehr darauf, von seinen Erfahrungen berichten zu können!

Patrick schreibt regelmäßig auf dem Familienblog Free Your Family.

Mein eigener Beitrag: 4 Schwangerschaften,6 Geburtsvorbereitungskurse

In meinem eigenen Beitrag habe ich zusammengefasst, welche Geburtsvorbereitungskurse mein Partner alle gemacht hat. Krankenhausabende, Hebammenkurse, „Wir sind nicht die einzigen Bekloptten“-Gesprächsrunden, Hypnobirthing, Einzelgespräche mit der Hebamme… Bei jeder Schwangerschaft war es anders. Das lag zum einen daran, dass ich andere Vorschläge machte, es lag aber zum anderen auch daran, dass wir jeweils andere Voraussetzungen hatten und sich daraus andere Bedürfnisse ergaben.

Mein Fazit ist deshalb: Es gibt keine one-fits-all-Lösung. Im Gegenteil. Aber sich gar nicht vorzubereiten, klappt auch nur bedingt.

Meinen Beitrag kannst du auf meinem Blog Ich Gebäre lesen.

Was lernen wir daraus? – Fazit zur Blogparade Väter in Geburtsvorbereitungskursen

Wie ich oben bereits erwähnte, hatte ich große Freude beim Lesen der Beiträge und bedanke mich deshalb ganz herzlich bei allen, die teilgenommen haben!

Die Beiträge zeigen ganz wunderbar, worum es geht: Es ist eine relativ neue Entwicklung, Väter in Geburtsvorbereitungskurse einzubeziehen. In den letzten Generationen waren Väter, die nicht auch Mediziner waren, eher ausgeschlossen. Nun sollen sie dabei sein.

Damit das gut funktioniert, ist es allerdings nötig, dass wir sie nicht als dekoratives Beiwerk ansehen. Väter haben das Recht, in ihren Wünschen und Positionen genauso ernst genommen zu werden, wie die Schwangeren. Ihre Bedürfnisse zu ignorieren, hilft keiner Seite.

Wenn die Voraussetzungen stimmen, kann der Geburtsvorbereitungskurs dem Vater nicht nur helfen, sich auf seine Rolle vorzubereiten, sondern kann auch die Verbindung zwischen den werdenden Eltern untereinander und zusätzlich die Verbindung zum Kind stärken.

Und das kann in keinem Fall schaden – egal, ob der Vater dann bei der Geburt anwesend ist oder nicht.

Geburtsvorbereitung für Regenbogenfamilien

Bereits beim Aufruf zur Blogparade habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass es nicht nur Familien gibt, in denen eine Frau und ein Mann die Eltern bilden. Regenbogenfamilien sind genauso ein Teil unserer Gesellschaft. Auch, wenn sich diese Blogparade explizit um die Rolle der Väter drehte, bleibt es mir ein Anliegen, die Geburtsvorbereitung für Regenbogenfamilien noch mal aufzugreifen. Wenn du zu diesem Thema gute Quellen hast, schreib mir gerne eine Mail an post@online-geburtsvorbereitungskurse.de.